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Rosi und die Knallerbsen machen auch Spaß - und jede Menge Alarm. "Sind wir hier im Zoo oder wo? Oder warum glotzt ihr denn so? - Wir komm' doch nicht vom Mars oder was. oder warum macht ihr denn das?" Ungefähr 20 Leute drängen sich auf der Bühne, und spätestens nach dem zweiten Stück ist die Spielfreude genauso ansteckend wie der Spaß am Chaos.
Die Band wurde 1989 von BewohnerInnen und BetreuerInnen
verschiedener Wohnformen der Lebenshilfe Schenefeld e.V. gegründet.
Am Anfang wurden einfach bekannte Hits nachgesungen. Inzwischen gibt es
aber viele eigenen Stücke: "Werkstatt-Monotonie, jeden Tag, ich hab's so satt. Tagaus, tagein hau' ich rein, manchmal möcht' ich Rentner sein."
Dabei wirkt keiner auf der Bühne reif für den Ruhestand. Die Musik lockt jeden aus der Reserve. Nicht auf die Perfektion der Konzerte kommt es an, sondern darauf, durch das Miteinander-Spielen sich selbst zu erfahren und Selbstbewusstsein zu gewinnen.
"1989 war das Gründungsjahr, in der unsere Rosi-Band entstand". So beginnt eines der Lieder auf dieser CD. Der Refrain beginnt mit "Juppheidi, Juppheida" und spiegelt fast zwanzig Jahre später die Spielfreude, mit der "Rosi und die Knallerbsen" immer noch bei der Sache sind.
Als "Rosi" 1989 gegründet wurde, war sie noch keine richtige Rockband. In einer Wohngruppe der Lebenshilfe Schenefeld entstand die Idee, mit den Bewohnern Musik zu machen. Instrumente waren keine vorhanden. So behalf man sich mit selbstgebauten Instrumenten aus Verpackungen, Küchengeräten usw...
Erst eine Spende der Aktion Mensch ermöglichte der Band den Kauf von Schlagzeug, Gitarre und Bass, so dass "Rosi" fortan richtig losrocken konnte. Betreuer und Zivildienstleistende spielten nun die Instrumente, während die Bewohner den Chor bildeten. Dieser wuchs schnell auf eine Mitgliederzahl von zwanzig bis fünfundzwanzig Menschen auch aus umliegenden Wohngruppen an. Zuerst wurden bekannte Lieder nachgesungen, dann wurden zunehmend eigene Songs komponiert und getextet. Auf einfache Akkordfolgen singen die "Rosis" Texte, die von Ihrem Alltag in den Wohngruppen oder von der Arbeit handeln.
Ein/e Sänger/in steht dabei als Leadsänger/in im Vordergrund und trägt die Verantwortung für ein Lied und für einen Text. Auf sie oder ihn kommt es in diesem Moment an. Diese Aufgabe ist groß und für manche schwer zu bewältigen. Umso größer ist die Freude und der Stolz auf die eigene Leistung, wenn es dann das erste Mal funktioniert und der Rest der Rosis applaudiert.
Die korrekte und deutliche Aussprache ist nicht unwichtig. Diese fällt individuell zwar sehr verschieden aus, aber sie steht auch nicht im Vordergrund. Wichtiger sind hier die künstlerische Ausdrucksweise und die Emotionen, mit denen der Song interpretiert wird, und die den Inhalt des Textes rüberbringen, auch ohne dass der Text Wort für Wort verstanden wird. Sie zeigen uns auch, wie sehr die Musiker sich mit Ihrer Musik und den Inhalten identifizieren.
Nach der Arbeit an Text, Inhalt und Aussprache wird der/die Künstler/in losgelassen und der/die Künstler/in muss sich loslassen, denn Freiheit ist das Wesen der Kunst, um nicht nur bloße Reproduktion zu sein. Durch das Loslassen und "sich gehen lassen" auf dem Hintergrund des Gelernten entstehen erst die spontanen Momente, die den Vortrag des Textes zur künstlerischen Interpretation des jeweiligen Künstlers werden lassen. Dadurch erst kommt der vortragende Mensch hinter dem Lied zum Vorschein.
Und genau hier liegt auch die absolute Stärke von "Rosi und die Knallerbsen": Die Spielfreude und die Ausdruckskraft sind unglaublich. Freude, Trauer, Aggression oder Zuneigung sind bei den "Rosis" nicht nur verstehbar, sondern spürbar und miterlebbar. Wir wollen uns deshalb nicht mit anderen Rockbands vergleichen und sagen, dass wir für Behinderte wir nicht schlecht sind. Wir gehen unseren eigenen Weg und erkennen, dass in jedem auch noch so behinderten Menschen ein unglaubliches Potential an künstlerischer Ausdruckskraft schlummert kann.